Wir möchten, dass unsere Geschichten gelesen werden, also sollten wir auch die Geschichten unserer Kollegen lesen, und zwar am besten jene, von denen wir etwas lernen können. Wenn wir am liebsten Kurzgeschichten schreiben, sollten wir diese auch besonders oft lesen und dabei gründlich studieren. Wir können viel von den Klassikern lernen, wie z.B. von O’Henry, Raymond Carver, Flannery O’Connor, Alice Munro etc., aber es ist auch wichtig zu schauen, was auf dem Gebiet heutzutage passiert und welche landestypischen Merkmale es gibt. Lateinamerika ist sehr spannend, hier gibt es viele moderne Kurzgeschichten, die einerseits mit dem Erbe der spanischen Kolonisation beschäftigt sind, aber auch schon nach Amerika schauen. Amerikaner sind besonders aktiv – und innovativ – bezüglich der kurzen Form, was auch die Vielzahl von Magazinen und Wettbewerben beweist, die Kurzprosa fördern. Wer des Englischen mächtig ist, sollte unbedingt einen Blick in die jährlich erscheinende Sammlung Best American Short Stories werfen, dort werden aus Hunderten von Magazinen die besten 25 Kurzgeschichten ausgewählt, und wenn man nicht unbedingt zur aktuellsten Ausgabe greifen muss, kann man online schon für ein paar Cent fündig werden. Aber es reicht nicht, nur eine Kurzgeschichte pro Schriftsteller zu lesen, nur wenn man mehrere miteinander vergleicht, kann man das Besondere erkennen. Es lohnt sich immer, die frühen und die späten Werke zu lesen, und natürlich auch die dazwischen liegenden. Gerade bei Raymond Carver ist das besonders spannend: berühmt geworden ist er, nachdem sein Lektor Gordon Lish seine Geschichten bearbeitet und mitunter bis auf ein Drittel gekürzt hat, aber das, was nach der Trennung erschienen ist, erinnert kaum noch an den Schriftsteller, den viele als Minimalisten bezeichneten.
Diese Schriftsteller sollten sich alle ansehen, die Kurzgeschichten schreiben (bestimmt habe ich welche vergessen, ich freue mich immer über Anregungen im Kommentar!):
Flannery O’Connor
Alice Munro
John Cheever
Ernest Hemingway
Richard Ford
Anton Tschechow
J.D. Salinger
John Updike
Franz Kafka
Lorrie Moore
Charles Baxter
Sylvia Townsend
Amy Hempel
Donald Barthelme
Joy Williams
Ann Beattie
Barbara Kingsolver
Joyce Carol Oates
John Updike
Eudora Welty
Siri Hustvedt
Junot Diaz
Richard Brautigan
Kate Chopin
Kelly Link
Isaak Babel
Ursula Hegi
Katherine Mansfield
Sherwood Anderson
James Baldwin
Dennis Lehane
Jhumpa Lahiri
Lydia Davis
Adam Haslett
Richard Bausch
Tim 0’Brien
Pam Houston
Ethan Canin
Leonard Michaels
Gabriel Garcia Marquez
Edgar Allan Poe
Guy de Maupassant
Alice Walker
Stephen Crane
Willa Cather
Frank O’Connor
Janaica Kincaid
Denis Johnson
Tatyana Tolstaya
Gordon Lish
Katherine Anne Porter
Ivan Turgenew
Colette
Jorge Borges
Isaak Babel
Nicolai Gogol
Edgar Allan Poe
Sam Lipsyte
Joy Williams
Mary Gaitskill
George Saunders
John Barth
Aimee Bender
Angela Carter
Robert Stone
Adam Johnson
Jane Bowles
Jean Rhys
Andre Dubus
Aber auch wenn Sie niemals vorhaben, etwas Längeres zu schreiben, sollten Sie sich nicht auf die kurze Form beschränken, deswegen liste ich im Folgenden Romane auf, die mich besonders inspiriert haben. Es kommen immer wieder neue hinzu, und die Reihenfolge ist rein zufällig, außerdem fallen Ihnen bestimmt auch noch einige ein. Viele dieser Werke sind (potentielle) Klassiker und das sind sie nicht ohne Grund; wenn Sie sie nicht schon gelesen haben, sollten Sie es baldmöglichst tun, denn nur im Austausch mit anderen Geschichten haben unsere eigenen eine Chance. Lesen Sie wie Detektive, schauen Sie genau hin, wie ihr Kollege mit seiner Werkzeugkiste umgeht, lesen Sie die Geschichten der Anderen, um Ihre eigenen zu verbessern. Lesen Sie viel und überall – Stephen King bezeichnet sich als langsamen Leser, aber auf ein Buch pro Woche kommt auch er. Wie das Schreiben muss auch das Lesen zur Gewohnheit werden, dann werden Sie bald ganz automatisch gute Geschichten schreiben.
Sophies Entscheidung von William Styron
Der Goldfink von Donna Tartt
Die gleißende Welt von Siri Hustvedt
Die Straße von Cormack McCarthy
Die Wand von Marlen Haushofer
Der Eissturm von Rick Moody
Weißes Rauschen von Don DeLillo
Einer flog über das Kuckucksnest von Ken Casey
Ragtime von E.L. Doctorow
Des Menschen Hörigkeit von M. Somerset Maugham
Unterwegs von Jack Kerouac
Der große Meaulnes von Alain-Fournier
Die Nackten und die Toten von Norman Mailer
Auf der Plaça del Diamant von Mercè Rodoreda
Was vom Tage übrigblieb von Kazuo Ishiguro
Die unsichtbare Frau von Siri Hustvedt
Wiedersehen in Howards End von E.M. Forster
Herzog von Saul Bellow
Martin Dressler von Steven Millhauser
Eine amerikanische Tragödie von Theodor Dreiser
Schall und Wahn von William Faulkner
Amerikanisches Idyll von Philip Roth
Portrait einer jungen Dame von Henry James
Pedro Páramo von Juan Rulfo
Die Enden der Parabel von Thomas Pynchon
The Sun Also Rises von Ernest Hemingway
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust
In-Schwimmen-Zwei-Vögel von Flann O’Brien
Yo! von Julia Alvarez
Zenos Gewissen von Italo Svevo
Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow
White Mule von William Carlos Williams
First Light von Charles Baxter (bis jetzt nicht ins Deutsche übersetzt)
Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez
Der Liebhaber von Marguérite Duras
Glück für Jim von Kingsley Amis
Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino
Schwester Carrie von Theodor Dreiser
Die allertraurigste Geschichte von Ford M. Ford
Schlachthaus 5 von Kurt Vonnegut
Schöne neue Welt von Aldous Huxley
1984 von George Orwell
Die Heredias von Carlos Fuentes
Der Gesang des Fidelis Waldvogel von Louise Erdrich
Brooklyn von Colm Toibin
Wer die Nachtigall stört von Harper Lee
Himmel und Hölle von Julio Cortázar
Der Fänger im Roggen von J.D. Salinger
Moby Dick von Herman Melville
Das Herz der Finsternis von Joseph Conrad
Ulysses von James Joyce
Stolz und Vorurteil von Jane Austen
Zeiten des Aufruhrs von Richard Yates
Der große Gatsby F.Scott Fitzgerald
Anna Karenina von Leo Tolstoi
Schuld und Sühne von Fjodor Dostojewski
Die Korrekturen von Jonathan Franzen
Das Herz ist ein einsamer Jäger von Carson McCullers
Ehepaare von John Updike
Sturmhöhe von Emily Bronte
Jazz von Toni Morrison
Die Erziehung der Gefühle von Gustave Flaubert
Lolita von Vladimir Nabokov
Tante Lisbeth von Honoré Balzac
Der Prozess von Franz Kafka
Der Fremde von Albert Camus
Große Erwartungen von Charles Dickens
Die Abenteuer des Huckleberry Finn von Mark Twain
Was am Ende bleibt von Paula Fox
My Antonìa von Willa Cather
Früchte des Zorns von John Steinbeck
Licht im August von William Faulkner
Der Sportreporter von Richard Ford
Turbulenzen von Cheng rae Lee
Leaving the Atocha Station von Ben Lerner
Autobiography of Red von Ann Carson
Leb wohl Berlin von Christopher Isherwood
Schande von J.M. Coetzee
2666 von Roberto Bolaño
Good Morning, Midnight von Jean Rhys
Zwei ernsthafte Damen von Jane Bowles
Seitenwechsel von Nella Larsen
Giovannis Zimmer von James Baldwin
Die Rougon-Macquart von Emile Zola
Die See von John Banville
Arturos Insel von Elsa Morante
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust (und nicht nur den ersten Band!)
Die Blütezeit der Miss Jean Brodie von Muriel Spark
Dein Gesicht morgen von Javier Marías
Die Frau im Dunkeln von Elena Ferrante
Point Omega von Don Delillo
Das Todesjahr der Ricardo Reis von José Saramago
Tod auf Raten von Céline
Pnin von Vladimir Nabokov
Sterben von Karl-Ove Knausgård
Leviathan von Paul Auster
Puttermesser und ihr Golem von Cynthia Ozick
Vom Gehen in Eis: München-Paris von Werner Herzog
Arturos Insel von Elsa Morante
La Noia von Alberto Moravia
Der Report der Magd von Margaret Atwood
Madrapour von Robert Merle
Die Zeit des Unbehagens von Dacia Maraini
Liebende Frauen von D.H. Lawrence
Melancholie von Jon Fosse
Der Circle von Dave Eggers
Große Erwartungen von Charles Dickens
In meinem Himmel von Alice Sebold
Der größere Teil der Welt von Jennifer Egan
Die einsamen Frauen von Cesare Pavese
Hummelhonig von Torgny Lindgren
Gescheckte Menschen von Hugo Hamilton
Obabakoak von Bernardo Atxaga
Tess von D’Urbervilles von Thomas Hardy
Erica und ihre Schwestern von Elio Vittorini
Eheleben von Sergio Pitol
Caro Michele von Natalia Ginzburg
Meine geniale Freundin von Elena Ferrante
Die Haut von Curzio Malaparte
Terra Amata von Jean-Marie Gustave Le Clézio
La Storia von Elsa Morante
Freiheit von Jonathan Franzen
Mein Name ist Lucy Barton von Elizabeth Strout
Besessen von Antonia S. Byatt
Wenn Sie noch mehr Inspiration brauchen, können Sie im Internet fündig werden. Es gibt ein „Best of“ von den New York Times, dem Guardian, besonders nett hat es das Time Magazine gestaltet. Und hier finden Sie die Liste der Zeit.